Pastor Wicke

Trauerrede von Pastor Teicke am 12.07.2016

Folgende Worte sagte Pastor Wolfgang Teicke anlässlich der Trauerfeier von Pastor i.R. Reinhard Wicke am 12. Juli in Uslar-Wiensen:

Das Lieblingserntedanklied von Reinhard Wicke beginnt: „Das Feld ist weiß; vor ihrem Schöpfer neigen die Ähren sich, ihm Ehre zu bezeigen. Sie rufen: lasst die Sicheln klingen vergesst auch nicht, das Lob des Herrn zu singen.“ Sichel und Sense nicht als Symbole des Todes, sondern Anlass für Gotteslob. In diesem Geist nimmt die Kirchengemeinde St. Martin Nienstedt-Förste Abschied.

Pastor Reinhard Wicke hat 36 Jahre in unserer Gemeinde gewirkt und mit seinen Eigenarten und Begabungen der Kirche ein beeindruckendes Gesicht gegeben. Die Liebe und Ernsthaftigkeit zum Gottesdienst. Das Aufnehmen und Einbinden der Konfirmierten im Jugendkreis. Das alljährliche Krippenspiel aus seiner Feder, dem es nie an Akteuren mangelt, weil die Eltern den Text auch schon gesprochen hatten. Sein Platt und seine landwirtschaftliche Wurzeln schafften Nähe.

Ich habe ihn als jemanden kennengelernt, der sich mir als seinem Nachfolger loyal verhielt – obwohl ihm der Abschied aus Nienstedt nicht leicht fiel. Er konnte blitzgescheiter reden, als ich denken. Er lebte stärker in seiner eigenen Welt, als dass er sich die Welt der anderen zu Eigen gemacht hätte. Er pfiff sich eins auf das Leben, auf die Landeskirche, auf die Erwartungshaltung dritter - und alles mit wacher theologischer Bildung und Bibelkenntnis.

Er hat Raum geschaffen dafür, dass Jugendliche sich in seinem Pfarrhaus angenommen und zu Hause fühlten. Mit dem Umbau der St. Martinskirche mit Räumen für die Gemeindearbeit gelang ihm und seinen Mitstreitern in den 80ger Jahren ein Modell für die Kirche der Zukunft. Dadurch, dass er sich nicht für alles zuständig fühlte und nicht für alles kompetent war, hat er Kräfte in der Gemeinde nachwachsen lassen, die lebendig und eigenverantwortlich wesentliche Teile der Gemeindearbeit in ihre Hand nahmen. Dass er in mancher Hinsicht bedürftig war, regte helfende und regulierende Kräfte um ihn herum an. Zum Wohle der Gemeinde!

Vor fünf Wochen ließ er in einer fein formulierten Rede zur Ehrung eines Kirchenvorstehers erkennen, dass er in seiner Amtszeit auf Nachsicht angewiesen war – auf das Ausbügeln von Fehlern, auf das Getragenwerden in Krisen. Aus seinem Mund ein Liebesbekenntnis.

Schade – so viel ungelebtes Leben auf der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt im Weserbergland. Doch Gotteslob macht nicht halt an unserem Horizont. Die letzte Strophe des Erntedankliedes: „Am End nimm, Jesu, in die Himmelsscheuern auch unsre Seelen, Sabbat dort zu feiern. Die hier mit Tränen streuen edlen Samen, werden mit Freuden droben ernten. Amen.“ Seine Augen mögen schauen, was er geglaubt und verkündigt hat.

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HarzKurier vom 20.07.2016

Nachruf im HarzKurier am 20.07.2016

2016-07-08-PW-Traueranzeige-001
Traueranzeige

Erinnerungen von Corina Bialek

(Erinnerungen von Corina Bialek, veröffentlich am 08.07.2016 auf www.der-wilde-guenther.de)

(cb) Gestern erreichte mich die Nachricht, das Pastor Reinhard Wicke gestorben ist. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, zumal er in diesem Jahr erst seinen 70. Geburtstag feiern sollte. Über seine Verdienste für die Kirchengemeinde und die Kirche an sich wissen andere mehr zu sagen, die über 36 Jahre mit ihm zusammengearbeiten haben.

Bei mir stellten sich sofort viele Erinnerungen an unsere Jugendkreiszeiten im Pfarrhaus ein, bei der wir oft genug seine Speisekammer geplündert haben. Im Nachhinein eine für uns prägende Zeit, was sich alleine daran zeigt, dass sich heute viele Förster und Nienstedter aus den Jugendkreisen in und für die Gemeinde engagieren.

Wir, die Konfirmanden von 1976 waren die ersten, die von Pastor Wicke konfirmiert wurden, ein ziemlich großer und auch manchmal wilder Haufen. Legendär unsere Konfa-Fahrt nach Höxter, übrigens die einzige in das beschauliche Städtchen an der Weser, danach musste er sich für folgende Fahrten ein anderes Quartier suchen, was er über Jahre in Karlshafen fand. Auch unsere Fahrt nach London hinterließ manche bleibende Erinnerung und das unser Oberhirte damals auf der Überfahrt in der Bar unter dem Tisch schlief war nicht dem Alkohol geschuldet, sonder einfach der Tatsache, dass die Fähre überbucht war und wir keine Kabinen hatten.

Mit anderen Jugendkreisen unternahm er Fahrradtouren, z.B. von Würzburg an den Bodensee, und natürlich gab es nach jeder Fahrt auch einen Tourbericht in Form einer Diashow, denn fotografieren gehörte auch zu seinen Hobbys. Und war einmal keine Kamera dabei, dann wurde die Szene eben in Form einer Karikatur für die Nachwelt festgehalten. Die waren immer sehr pointiert, einfach großartig. Ich erinnere mich an eine von solch einer Radtour, wo ein junger Mann sich auf dem Rad abstrampelte während seine Freundin entspannt auf dem Gepäckträger saß (ihr Rad hatte eine Panne) und Blättchen von einem Blümchen zupfte, „er liebt mich, er liebt mich nicht....“, einfach köstlich.

Eines der wohl schönsten Gemeindefeste fiel in diese Zeit, mit umfangreichen Bauprojekten, die Jugend wollte schließlich beschäftigt werden und auch den Kirchenumbau hat er damals zu seinem Baby gemacht. Seine Reden zu verschiedenen Anlässen, wie Vereinsjubiläen oder beim Schüttn'hoff habe ich immer sehr genossen. Immer mit einer Pointe versehen und auch gerne mal mit einem kleinen Seitenhieb.

Viele hat er getraut, getauft und zu Grabe getragen und dazu immer treffende Worte gefunden, durchaus eine Gabe, die man erst zu schätzen weiß, wenn man einmal erlebt hat, dass das nicht selbstverständlich ist.

Pastor Wicke hat viele Spuren in unseren Leben hinterlassen und es wissen wohl viele aus unserer Gemeinde Anekdoten über und mit ihm zu erzählen und dafür sagen ich jetzt einmal im Namen aller Danke. Danke dass wir eine lange Wegstrecke mit Ihnen gehen durften.